Formgedächtnislegierungen mit SpaceX & MOVE II im All

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Ingpuls in der Luft- und Raumfahrt: Interview mit Till Assmann

Wie es dazu kam, erfahrt Ihr hier in unserem Interview mit Till Assmann (MOVE II).Ingpuls: “Hallo Till, zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst und einige Fragen zur Move II-Mission sowie unserer gemeinsamen Kooperation beantwortest. Wie geht es dem Move II-Satelliten aktuell und welche Daten werden derzeit erhoben?”Till Assmann: “Alle Systeme arbeiten nominal. Es werden erste Daten erhoben (Status der Systeme, Stromversorgung, Temperatur). Der Satellit hat eine unerwartet hohe Drehrate. Diese ist aber keine Gefahr für den Satelliten. Da der Satellit über ein aktives Lageregelungsystem verfügt, sind wir dabei diese Drehrate zu reduzieren.”Ingpuls: “Wie habt Ihr den Tag erlebt, an dem die Falcon 9 nach einigen wetterbedingten Verschiebungen endlich starten durfte?”Till Assmann: “Es gab eine Startveranstaltung im Lehrstuhl für Raumfahrttechnik (LRT). Hierbei wurde das Projekt rückblickend betrachtet und eine Übersicht über die einzelnen Teams gegeben, sowie der Start live verfolgt. Es gibt eine Aufzeichnung der Startveranstaltung hier auf Youtube.Ingpuls: “Wie verlief die Zusammenarbeit mit Elon Musk`s Firma SpaceX?“Till Assmann: “Es wurde nicht direkt mit SpaceX kommuniziert. Die Organisation des Starts lief über einen sogenannten Launchprovider, Innovative Solutions In Space – ISIS. Bei dieser Firma wurde der Startvertrag unterzeichnet und die Kommunikation mit SpaceX erledigte diese Firma.”Ingpuls: “Stichwort Zusammenarbeit – wir sind stolz, dass auch wir einen Beitrag zur Mission leisten durften. Unser FGL-Teil war mit verantwortlich für das Öffnen der Sonnenpanele – lief hier alles reibungslos und zu welchem Zeitpunkt wurden die Solarpanele geöffnet?”Till Assmann: “Der Satellit wird auf der Rakete in einem kleinen Behälter, dem sogenannten Deployer, transportiert. Nach Erreichen der Umlaufbahn wird der Satellit aus dem Deployer ausgestoßen. Sobald der Satellit den Deployer verlässt, beginnt im Satellit ein Countdown von 30 Min. Nach Ablauf des Countdowns wird innerhalb von 15 Min der Mechanismus 3 Mal aktiviert. Danach folgen immer 3h Pause in denen der Satellit versucht Kontakt mit der Bodenstation herzustellen mit anschließend 15 Min in denen wieder 3 Mal aktiviert wird. Diese Abfolge wird solange durchgeführt bis die Bodenstation mit dem Satelliten eine stabile Kommunikation herstellen kann. Dann wird von der Bodenstation der Satellit in einen Modus gesetzt in dem der Satellit nicht mehr den FGL-Mechanismus aktiviert.Bereits wenige Stunden nach dem Start der Rakete hat eine Bodenstation in Australien ein Signal des Satelliten empfangen. Das bedeutet, dass der Mechanismus funktioniert hat. Die Deaktivierung des FGL-Mechanismus hat jedoch etwas länger gedauert als erwartet, was an der Funkverbindung und nicht am Mechanismus lag. Das hier ist das erste empfangene Signal.Ingpuls: “Hattet Ihr vorher schon einmal Berührungspunkte mit FGL?”Till Assmann: “Das Prinzip FGL für den Mechanismus zu verwenden wurde am Lehrstuhl bereits mit einem Experiment auf einer suborbitalen Rakete erprobt. Ich persönlich habe zwar in Vorlesungen schon von FGL gehört, doch ansonsten hatte ich keine Erfahrungen damit gemacht.”Ingpuls: “Wie viele externe Dienstleister waren noch beim Bau des Satelliten involviert und wie lange hat die Entwicklungsphase gedauert?”Till Assmann: “Es waren ungefähr 20 externe Partner beteiligt. Die Vorarbeiten haben 2011, die konkreten Arbeiten jedoch erst 2015 begonnen.”Ingpuls: “Bis wann ist der Move II-Satellit noch im Orbit unterwegs?”Till Assmann: “Operational 6 Monate und evtl. darüber hinaus. Nach 10 Jahren verglüht der Satellit in der Atmosphäre und wird somit die Weltraummüll-Problematik nicht verschärfen. Beim Wiedereintritt werden die FGL-Federn sich wohl ein letztes Mal zusammenziehen, wenn auch nur kurz ;).”Ingpuls: “Welche weiteren Projekte plant Ihr in der nächsten Zeit, könnt Ihr Euch vorstellen auch hier wieder FGL einzusetzen?”Till Assmann: “Es wird momentan ein Schwesternsatellit von MOVE-II namens MOVE-IIb gebaut und getestet. Dieser verwendet die gleichen Systeme wie MOVE-II. Die Verwendung von FGL hat einige Vorteile die eine Verwendung auf anderen Systemen in der Zukunft sehr interessant machen.”Ingpuls: “Vielen Dank für das nette Gespräch!”

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Dr. Christian Großmann (CEO Ingpuls GmbH) dazu:„Bereits seit einigen Jahren haben wir versucht Till und sein Team bestmöglich zu unterstützen. Wir waren fasziniert davon, dass ein paar junge Studenten unter Anleitung von ehemaligen Astronauten in der Lage sind, anfangs noch im universitären Umfeld, einen funktionsfähigen Satelliten zu bauen. Für uns fing alles an mit einer ganz gewöhnlichen Anfrage getreu dem Motto: „Wir brauchen da mal eine FGL-Feder und suchen jemanden, der uns dabei helfen kann.Uns war schnell klar, dass wir mit diesem Projekt nicht viel Geld verdienen werden. Aber genauso klar war uns, dass wir das Studententeam nicht hängenlassen wollen. Schließlich kannten wir Gründer von Ingpuls das Gefühl ebenfalls noch ganz gut. Auch wir wurden als Studenten von vielen Firmen stiefmütterlich behandelt und das fühlte sich nicht so gut an. Also hatten wir uns gemeinsam darauf geeinigt, dass wir bei Ingpuls versuchen, mit möglichst wenig Aufwand auf unserer Seite und stattdessen mehr Aufwand auf Kundenseite eine Komponente zu entwickeln und zu liefern, die sauber funktioniert. Wir konnten Zeit sparen, Till und sein Team Geld.Mit etwas Anleitung von uns haben Till und seine Kollegen dann in Eigenleistung zahlreiche Versuche durchgeführt und durch ihr Feedback in unsere Richtung dazu beigetragen, dass auch wir die Komponente schrittweise optimieren konnten. Wir haben stets mitgeholfen, die Ergebnisse korrekt zu interpretieren, so dass wir im Verlaufe des Projekts immer wieder die richtigen Schlüsse daraus ziehen konnten.Die Zusammenarbeit hat insgesamt viel Spaß gemacht und keine Partei war sauer, wenn die andere auch mal etwas länger gebraucht hat, um auf E-Mails zu antworten. Denn so ist das manchmal, wenn beide Seiten eine volle Agenda haben und sich auch auf andere Themen konzentrieren müssen. So kann ich am Ende sagen, dass wir stolz sind, Teil dieser Erfolgsgeschichte geworden zu sein und dass wir Pioniere von diesem Schlag auch zukünftig unterstützen wollen. Und das war jetzt wirklich mal „Rocket Science“!

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